Entwicklung der Reallöhne

Reallöhne und Nominallöhne
Viele Menschen in Deutschland konnten sich trotz Lohnerhöhungen 2022 von ihrem Verdienst weniger leisten als im Jahr zuvor. Sie hatten mehr Geld auf dem Lohnzettel - aber weniger Kaufkraft: Die Verdienste haben 2022 wegen der Inflation deutlich an Wert verloren. Zwar stiegen die Löhne so stark wie nie seit Beginn der Zeitreihe 2008. Doch die Inflation zehrte diese Zuwächse mehr als auf. Anders ausgedrückt: Auch wenn der Nominallohn stark gestiegen ist, war der Reallohn trotzdem oft deutlich gesunken.
Der Reallohn ist der Verdienst, über den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich verfügen können, nachdem die Inflation berücksichtigt wurde. Im Gegensatz zum Nominallohn berücksichtigt der Reallohn die tatsächliche Kaufkraft des Verdienstes. Der Reallohnindex stellt die Entwicklung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber. Bei einer positiven Veränderung der Reallöhne sind die Verdienste stärker gestiegen als die Verbraucherpreise, bei einer negativen Veränderungsrate ist es entsprechend umgekehrt (Quelle: Statistisches Bundesamt, Informationen zum Thema Reallöhne und Nominallöhne).

Reallöhne im Jahr 2022 um 4,0 % gegenüber 2021 gesunken
Auszug aus der Pressemitteilung Nr. 166 vom 27. April 2023 des Statistischen Bundesamtes:

Die Nominallöhne in Deutschland sind im Jahresdurchschnitt 2022 nach revidierten Ergebnissen um 2,6 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Der Anstieg fällt damit um 0,9 Prozentpunkte schwächer aus, als am 1. März 2023 auf der alten Basis veröffentlicht. Aufgrund der Neukonzeption der Verdiensterhebung mit Erhebungsbeginn im Januar 2022 wurden Nominal- und Reallohnindex nun auf das Basisjahr 2022 umgestellt und die bisherigen Ergebnisse revidiert. Der Nominallohnindex bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einschließlich Sonderzahlungen ab. Die Verbraucherpreise erhöhten sich im Jahr 2022 um 6,9 %. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, sanken die Reallöhne damit um durchschnittlich 4,0 % gegenüber 2021, nachdem sie sich bereits in den letzten beiden Krisenjahren rückläufig entwickelt hatten. Der Rückgang fällt damit analog zur Entwicklung der Nominallöhne um 0,9 Prozentpunkte höher aus als anhand der vorläufigen Berechnungsgrundlage ermittelt.

Während im Jahr 2020 insbesondere der vermehrte Einsatz von Kurzarbeit zur negativen Nominal- und Reallohnentwicklung beigetragen hatte, zehrte 2021 und besonders 2022 die hohe Inflation das Nominallohnwachstum auf. Im Jahr 2022 wurde der stärkste Reallohnrückgang in Deutschland seit Beginn der Zeitreihe des Nominallohnindex im Jahr 2008 gemessen.

Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter in Deutschland, 2000 - 2021
Auszug aus dem WSI Verteilungsbericht 2022:

Das Wachstum der nominalen Bruttolöhne je geleisteter Arbeitsstunde unterlag seit dem Beginn der 2000er Jahre starken Schwankungen. So sank das Wachstum der Löhne und Gehälter im Vergleich zum Vorjahr zwischen 2000 und 2005 fast durchgehend und fiel 2006 mit einem Rückgang von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf sein Minimum. In den Folgejahren bis 2009 wuchsen die Bruttolöhne im Vergleich zum Vorjahr stark und erreichten nach einem Einschnitt 2010, aufgrund der Krise und der damit verbundenen Kurzarbeit, im Jahr 2012 schließlich ihr Maximum. In diesem Jahr steigerten sich die nominalen Bruttolöhne im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent. Seit 2013 schwankt das Wachstum der Bruttolöhne weniger stark. 2021 betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr 1,8 Prozent.

Auszug aus der Pressemitteilung des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung vom 18.02.2015 (Reallöhne erstmals wieder höher als im Jahr 2000):

14 Jahre hat es gedauert: Ende 2014 lagen die durchschnittlichen Bruttolöhne je Beschäftigtem preisbereinigt um 1,4 Prozent höher als 2000. Ein Jahr zuvor hatten sie das Niveau der Jahrtausendwende noch unterschritten, so die Auswertung des WSI-Tarifarchivs. Die vergangenen Jahre, in denen die Löhne real meist zulegten, haben die Verluste ausgeglichen, die in den 2000er-Jahren aufgelaufen waren. Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt hatten damals die Entwicklung der Arbeitseinkommen gebremst. Der Niedriglohnsektor wuchs. Am Tiefpunkt der Entwicklung im Jahr 2009 hatten die realen Bruttolöhne um 4,3 Prozent niedriger gelegen als 2000.
....
Die WSI-Berechnungen machen auch deutlich, dass die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen die Arbeitseinkommen beim Zuwachs nach wie vor weit hinter sich gelassen haben: Von 2000 bis 2014 legten sie nach den Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nominal um rund 60 Prozent zu. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen dagegen nur um knapp 33 Prozent. 2014 ist der Abstand wegen der spürbaren durchschnittlichen Lohnsteigerungen und der niedrigen Zinsen kleiner geworden, allerdings nur geringfügig, betont Bispinck. "Bei der Lohnentwicklung ist also noch deutlich Luft nach oben", sagt der Experte. "Es ist gesamtwirtschaftlich wichtig, diesen Spielraum zu nutzen. Wir sehen ja gerade, wie die Binnennachfrage das deutsche Wachstum stärkt. Das stabilisiert auch die Wirtschaft in den anderen Euro-Staaten."

Chefs verdienen ein Vielfaches

Die Hans-Böckler-Stiftung hat im Böckler Impuls 16/2013 (erschienen am 16.10.2013) einen Artikel zum Thema Vorstandsvergütungen herausgebracht. Dort wurde folgende Grafik veröffentlicht:

Verdienstrelationen in deutschen Großunternehmen

Vorstandsvergütung
Top-Saläre: Einer wie 53
Vorstände der DAX-30-Unternehmen verdienten 2011 im Mittel 53 mal so viel wie durchschnittliche Beschäftigte. Dabei ist die Spannbreite groß.
Erschienen zum Artikel in Böckler Impuls 16/2013

Die Hans-Böckler-Stiftung hat im Böckler Impuls 16/2013 auch einen Artikel zum Thema Ungleichheit herausgebracht.

Die Ungleichheit bei den Markteinkommen hat in den Industrienationen zum Teil massiv zugenommen. Dazu beigetragen haben Änderungen in der Steuerpolitik, bei der Managervergütung und bei den Kapitaleinkommen.
Auszug aus dem Artikel:

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Analyse zufolge auch die Verhandlungsmacht von Managern. Senkungen des Spitzensteuersatzes hätten dazu geführt, dass Führungskräfte größere Anreize haben, aggressiv zu verhandeln und so ihre Vergütung in die Höhe zu treiben - auf Kosten von Unternehmenswachstum und Beschäftigung, betonen die Forscher. Damit einher gingen neue Trends in der Vergütungspraxis wie mehr erfolgsabhängige Bezahlung.

© 2007-2024 A.Liebig - Impressum - Kontakt - Datenschutz - Inhaltsverzeichnis (Sitemap) - Lohnlexikon